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Nekrotisierende Fasziitis: Erkennungsmerkmale, Therapieansätze und Prognose

Inhalts-

verzeichnis

1. Das Wichtigste auf einen Blick

2. Verständnis der nekrotisierenden Fasziitis

3. Erreger und Eintrittspforten

4. Pathogenese der Erkrankung

5. Symptomatik und erste Anzeichen

6. Diagnostische Verfahren

7. Behandlungsstrategien bei nekrotisierender Fasziitis

8. Risikofaktoren und Präventionsmaßnahmen

9. Langzeitfolgen und Rehabilitation

10. Prognose und Überlebensraten

11. Zusammenfassung

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Die nekrotisierende Fasziitis ist eine lebensbedrohliche bakterielle Infektion, die durch eine frühzeitige Diagnose und Behandlung eine verbesserte Genesungschance bietet; am häufigsten werden Streptokokken der Gruppe A als Erreger identifiziert.

  • Symptome wie hohes Fieber, Schüttelfrost, lokaler Schmerz und rasche Verschlechterung des Zustandes sind charakteristisch; ohne sofortige medizinische Hilfe kann sich die Infektion schnell ausbreiten und zum Tode führen.

  • Eine Kombination aus chirurgischem Debridement, gezielter Antibiotikatherapie und unterstützenden Behandlungsmethoden wie VAC-Therapie ist erforderlich; trotz adäquater Behandlung bleibt eine hohe Mortalitätsrate bestehen.

Verständnis der nekrotisierenden Fasziitis

Nekrotisierende Fasziitis, auch als nekrotisierende Weichteilinfektion oder “necrotizing soft tissue infections” bekannt, ist eine seltene, aber schwerwiegende bakterielle Infektion. Sie verursacht ein plötzliches und sehr rasches Absterben des infizierten Gewebes durch Nekrose. Obwohl sie an jeder Körperstelle auftreten kann, tritt sie am häufigsten an den Extremitäten und dem Perineum auf.

Die Diagnose der nekrotisierenden Fasziitis wird durch den Nachweis einer überwältigenden Infektion bestätigt. Das bedeutet, dass die Infektion so schwer ist, dass sie das Immunsystem überlastet und zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen kann. Es ist wichtig zu betonen, dass eine frühzeitige Diagnose und Behandlung entscheidend sind, um die Chancen einer erfolgreichen Genesung zu verbessern.

Erreger und Eintrittspforten

Die Erreger, die nekrotisierende Fasziitis verursachen, sind meist Bakterien, insbesondere Streptokokken der Gruppe A (Streptococcus pyogenes). In etwa 10 bis 15 Prozent der Fälle wird die Erkrankung allein oder in Kombination durch Gruppe A Streptokokken und Staphylococcus aureus verursacht. Andere Fälle involvieren gemischte Infektionen, wobei etwa ein Viertel ausschließlich durch Anaerobier und zwei Drittel durch eine gemischte aerob-anaerobe Flora verursacht werden.

Die Bakterien können durch kleine, oft unauffällige Traumata wie:

  • Prellungen

  • Schürfwunden

  • Fissuren

  • Verbrennungen

  • Insektenstiche

  • chirurgische Wunden

in den Körper eindringen. Auch kleine Schnittwunden und Kratzer können Eintrittspunkte für Erreger in das Weichteilgewebe bieten. Dadurch erhöht sich das Risiko von Infektionen. Es ist daher wichtig, auch kleinste Wunden sorgfältig zu reinigen und zu desinfizieren, um das Risiko einer Infektion zu senken.

Pathogenese der Erkrankung

Die Pathogenese der nekrotisierenden Fasziitis ist ein komplexer Prozess, der mehrere Stufen umfasst:

  1. Gewebeischämie, verursacht durch den Verschluss kleiner subkutaner Gefäße, führt zur Entstehung der nekrotisierenden Fasziitis.

  2. Die Infektion breitet sich dann schnell entlang der Faszie aus.

  3. Die Infektion kann zu tiefgreifenden systemischen Reaktionen wie einem septischen Schock führen.

Nekrotisierende Fasziitis kann an Extremitäten sowie am Rumpf und Perineum auftreten, wobei die Infektion zur Nekrose von Haut, tieferen Geweben und Muskelfaszien fortschreitet. Es gibt zwei Subtypen der nekrotisierenden Fasziitis, Typ I und Typ II, und im Zuge der Infektion sammeln sich Produkte des anaeroben Metabolismus wie Wasserstoff und Stickstoff im Gewebe an. Dies trägt zur raschen Ausbreitung der Infektion und zur Schädigung des umliegenden Gewebes bei.

Symptomatik und erste Anzeichen

Die Symptome der nekrotisierenden Fasziitis können unterschiedlich sein, aber einige Anzeichen sind besonders häufig. Dazu gehören:

  • hohes Fieber

  • Schüttelfrost

  • ein generelles Krankheitsgefühl

  • intensiver, lokalisierte Schmerz und Wärme im betroffenen Bereich

  • die Haut über der Infektionsstelle kann sich von purpurrot zu bläulich-grau verfärben

  • starke Schwellungen aufgrund von Ödemen und Blasenbildung

Es ist wichtig zu beachten, dass sich die Symptome der Erkrankung schnell und schwerwiegend entwickeln können, manchmal innerhalb von Tagen oder Stunden. Mit dem Fortschreiten der nekrotisierenden Fasziitis kann eine Abnahme des Schmerzes beobachtet werden, falls Nervenbahnen zerstört werden, was jedoch nicht als Verbesserung, sondern als Verschlimmerung der Lage zu deuten ist. Daher ist es wichtig, bei Verdacht auf nekrotisierende Fasziitis sofort medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Unterscheidung zu ähnlichen Erkrankungen

Die nekrotisierende Fasziitis kann zunächst schwer von anderen Infektionen zu unterscheiden sein, da sie ähnliche Symptome aufweist. Ein entscheidendes Unterscheidungsmerkmal ist jedoch die spezifische Beteiligung der Faszien und die schnelle Entwicklung einer weitreichenden Gewebenekrose, die für die nekrotisierende Fasziitis charakteristisch ist.

Ein Beispiel für eine ähnliche Erkrankung ist das Erysipel, das hauptsächlich die Hautoberfläche betrifft, ohne dass das darunterliegende Gewebe involviert ist. In einem Artikel über diese Erkrankung wird erwähnt, dass im Falle eines schweren Verlaufs des Erysipels, es zur Bildung von Nekrosen kommen kann, wodurch es einem nekrotisierenden Erscheinungsbild ähneln kann.

Daher ist es wichtig, bei Verdacht auf nekrotisierende Fasziitis sofort medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen, um eine korrekte Diagnose und Behandlung zu gewährleisten.

Diagnostische Verfahren

Die Diagnose der nekrotisierenden Fasziitis erfolgt durch eine Kombination verschiedener Methoden. Blutuntersuchungen sind ein wichtiger erster Schritt, bei dem die Bestimmung von Entzündungsparametern und das Auffinden von Bakterien im Blut erfolgt. Des Weiteren sind Wundabstriche ein wesentlicher Teil der Diagnostik, um Erreger direkt aus der betroffenen Region zu identifizieren.

Zu den bildgebenden Verfahren gehören:

  • CT

  • MRT

  • Ultraschall

  • Röntgenaufnahmen

Insbesondere die Computertomografie (CT) ist empfehlenswert, wenn Bereiche am Rumpf betroffen sind. Diese Verfahren können helfen, das Ausmaß der Infektion und die betroffenen Gewebebereiche zu visualisieren und so eine genaue Diagnose zu ermöglichen.

Behandlungsstrategien bei nekrotisierender Fasziitis

Die Behandlung der nekrotisierenden Fasziitis erfordert eine umfassende Strategie, die chirurgische Eingriffe, Antibiotika und unterstützende Maßnahmen umfasst.

In diesem Abschnitt und seinen Unterabschnitten werden wir diese Behandlungsmethoden genauer betrachten und erklären, wie sie dazu beitragen, die Infektion zu bekämpfen und das betroffene Gewebe zu retten.

Antibiotikatherapie

Antibiotika spielen eine entscheidende Rolle bei der Behandlung der nekrotisierenden Fasziitis. Sie werden eingesetzt, um die bakterielle Infektion, die die Krankheit verursacht, zu bekämpfen. Die kombinierte Verwendung von mehreren Antibiotika ist dabei entscheidend, um ein breites Spektrum bakterieller Infektionserreger abzudecken.

Sobald die Ergebnisse aus bakteriologischen Untersuchungen vorliegen, kann eine gezielte Anpassung der Antibiotikatherapie auf den spezifisch identifizierten Erreger vorgenommen werden. In der Regel werden zwei oder mehr Medikamente intravenös verabreicht. Dies ermöglicht eine effektive Bekämpfung der Infektion und unterstützt den Heilungsprozess.

Chirurgische Interventionen

Chirurgische Eingriffe sind ein wesentlicher Bestandteil der Behandlung der nekrotisierenden Fasziitis. Die operative Entfernung von infiziertem und/oder abgestorbenem Gewebe ist essentiell, um die Ausbreitung der Infektion zu verhindern. Dies wird durch ein Verfahren namens radikales Debridement erreicht, bei dem das betroffene Gewebe chirurgisch entfernt wird.

Neben dem Debridement können zusätzliche chirurgische Maßnahmen notwendig sein, um eine kontrollierte Heilung zu gewährleisten. Bei der Fournierschen Gangrän, einer speziellen Form der nekrotisierenden Fasziitis, kann beispielsweise die Anlage eines künstlichen Darmausgangs indiziert sein, um eine Kontamination der Wunden durch Stuhl zu vermeiden.

Unterstützende Behandlungsmethoden

Zusätzlich zur chirurgischen Behandlung und Antibiotikatherapie gibt es unterstützende Behandlungsmethoden, die dazu beitragen, die Heilung zu fördern und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern. Eine dieser Methoden ist die VAC-Therapie, ein Verfahren zur aktiven Wundreinigung.

Nach der chirurgischen Entfernung von Nekrosen ist ein temporärer Wundverschluss erforderlich, bei dem unterschiedliche Hautersatz-Produkte zur Anwendung kommen, bis alle Toxine aus dem Gewebe eliminiert sind. Weitere unterstützende Maßnahmen können die Gabe großer Flüssigkeitsmengen und die hyperbare Sauerstofftherapie umfassen, welche zusätzlich zur chirurgischen und antibiotischen Therapie eingesetzt werden.

Risikofaktoren und Präventionsmaßnahmen

Es gibt verschiedene Risikofaktoren, die das Risiko für die Entwicklung einer nekrotisierenden Fasziitis erhöhen können. Dazu gehören:

  • ein hohes Alter

  • ein geschwächtes Immunsystem

  • Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus, chronisches Nierenleiden, Übergewicht, periphere arterielle Verschlusskrankheit, arterielle Hypertonie und Immunodefizienzzustände

Diese Faktoren können das Risiko für nekrotisierende Fasziitis ebenfalls erhöhen.

Darüber hinaus stellen chronischer Alkoholmissbrauch, intravenöser Drogenabusus sowie Immunsuppression, beispielsweise durch Kortikoide, Chemotherapeutika oder bei HIV-Infektion, bedeutende Risikofaktoren für nekrotisierende Fasziitis dar. Präventive Maßnahmen können die Identifizierung und angemessene Behandlung der genannten Vorerkrankungen sowie die Vermeidung risikoerhöhender Verhaltensweisen umfassen.

Langzeitfolgen und Rehabilitation

Nach der akuten Phase und Behandlung der Nekrotisierenden Fasziitis beginnt häufig eine langanhaltende Rehabilitationsphase, die Ergo- und Physiotherapie einschließt. Für Patienten mit motorischen Defiziten oder kombinierten Beeinträchtigungen durch die Nekrotisierende Fasziitis sind oft stationäre Rehabilitationsbehandlungen notwendig.

Plastische Verfahren zur Defektdeckung wie Meshgraft oder Schwenklappen können nach dem Debridement zum Wundverschluss bei Patienten mit Hautverletzungen eingesetzt werden. Patienten, die sich von Nekrotisierender Fasziitis erholen, benötigen oft rekonstruktive Operationen, einschließlich Hauttransplantationen und verschiedene Lappenverfahren, um Gewebedefekte zu reparieren.

Weiterhin kann es notwendig sein, weitere chirurgische Eingriffe wie Arthrolysen oder Tenolysen durchzuführen, um die Beweglichkeit zu verbessern und Versteifungen oder Sehnenverklebungen vorzubeugen. Bei umfangreichen Gewebeschäden kann es zu einer signifikanten Reduzierung der Arbeitsfähigkeit kommen, was die Bedeutung eines spezialisierten Rehabilitationsprogramms unterstreicht.

Prognose und Überlebensraten

Die Prognose bei nekrotisierender Fasziitis hängt stark von der frühzeitigen Behandlung ab. Trotz adäquater Therapie kann die Mortalitätsrate zwischen 15 und 46% liegen. Ohne frühzeitige Behandlung kann die nekrotisierende Fasziitis tödlich sein und hat eine Letalitätsrate von etwa 30%.

Verzögerungen in der Behandlung und unzureichende Entfernung des abgestorbenen Gewebes verringern die Überlebenschancen der Patienten mit nekrotisierender Fasziitis. Durch schnelle stationäre Aufnahme und Operation kann die Sterblichkeitsrate bei nekrotisierender Fasziitis jedoch erheblich verringert werden.

Zusammenfassung

Abschließend ist zu betonen, dass die nekrotisierende Fasziitis eine seltene, aber schwerwiegende Erkrankung ist, die eine sofortige Behandlung erfordert. Eine frühzeitige Diagnose und umfassende Therapie können entscheidend für die Prognose sein. Es ist wichtig, sich über die Risikofaktoren und Symptome bewusst zu sein und bei Verdacht sofort medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

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